Für diesen Beitrag nehmen wir eine aktuelle E-Mail an unseren Blog zum Anlass. Wir bekamen von einem uns unbekannten Menschen Respekt ausgesprochen, für die Art wie wir reisen und immer wieder mit neuen Situationen und Menschen konfrontiert werden. Das weckte in uns Erinnerungen an die schon vergangenen sieben Monate.

Die E-Mail

Sabine schrieb:

„Hallo ihr beiden Mutigen,

ich möchte Euch einfach mal meinen Respekt aussprechen, wie Ihr Euch immer wieder auf neue Orte und Menschen einstellt und dabei die Welt in ihrer Vielfalt kennenlernt. Ein beindruckender Schatz an Erinnerungen kommt da zusammen, der Euch auch nach Eurer Weltreise begleiten wird. Eine äußere Reise, die wohl auch zu einer inneren geworden ist. Herzlichen Dank auch fürs Teilen, die Bilder nähren meine Reiseseele.

Euch von Herzen alles Gute“

Wir stellen uns immer wieder auf neue Orte und Menschen ein. Und gleichzeitig gewinnen wir an so viel Erfahrung. Zum Beispiel wenn wir Servas oder Couchsurfing nutzen anstatt in ein Hotel zu gehen, wo man nur für sich selbst ist. Auch, wenn wir ein günstigeres Plätzchen wählen und eher bei einer Gastfamilie wohnen, bekommen wir so viel an Kultur und Leben mit, als wenn wir viel Geld für ein teures Hotel lassen, wo den Touristen ein scheinbares einheimisches Leben mit irgendwelchen Tänzen und Musik vom jeweiligen Land vorgespielt wird.

Wir sind dankbar. Dankbar für jede Begegnung. Etwas weniger dankbar wenn die Begegnung auch mal nicht schön gewesen sein sollten. Aber dennoch. Auch die negativen Erfahrungen prägen uns in gewisser weise. „Es menschelt doch überall“, wäre nun die Aussage von meiner Mutter. Und ja, sie hat ja so recht.

Im nachfolgenden haben wir ein paar Erfahrungen zusammengefasst. Ein paar Begegnungen die wir mit Mitgliedern von Servas oder Couchsurfing hatten.

Begegnungen in der Fremde

Auf unserer Weltreise wollten wir viel erleben, viel kennenlernen, auch uns und vor allem die verschiedenen Kulturen der Erde. Dafür meldeten wir uns auch bei einer Organisation namens „SERVAS“ an (wir berichteten). In Kanada versuchten wir schon, ein paar Mitglieder zu treffen, doch leider kam dies dort nicht zustande. Seit den USA haben wir mittlerweile schon viele Mitglieder getroffen und jeweils zwei bis drei Tage bei Ihnen gelebt.

Wie zuhause fühlen

Immer wieder wenn wir von unseren Gastgebern empfangen wurden, war das ein Gefühl von Zuhause sein. Sie begrüßten uns mit Umarmung oder einfach nur mit einem Lächeln und Hände schütteln und großem Interesse uns kennenzulernen. Wir wurden eingeladen uns hinzusetzen und uns wie zuhause zu fühlen. Schon kamen wir ins Gespräch. Über uns selbst, über unsere Reise, über deren Reisen, natürlich noch viele andere Themen. Und ja, wir fühlten uns meistens sehr schnell wie zuhause. Es war, als würde man Freunde treffen uns sich über alles mögliche Austauschen, füreinander oder miteinander kochen oder zusammen essen gehen, kleinere Ausflüge machen usw. Meistens bekamen wir dann noch angeboten uns am Kühlschrank oder am Trinken zu bedienen wenn wir etwas brauchten.

Das größte gemeinsame Thema „Reisen“

Diese vielen Gespräche über das gemeinsame Thema „Reisen“, sind wirklich wunderschön. Wir sammelten Erfahrungen die wir mit ihnen teilen konnten und genauso auch andersherum. So bekamen wir Tipps und Empfehlungen für einzelne Stellen in Australien und andere Orte unserer Weiterreise.

Bei gemeinsamen Mahlzeiten bekamen wir neue Ideen und Rezepte für unser eigenes Kochbuch. Diese Rücksichtnahme darauf dass Vanessa Vegetarierin ist, beeindruckte uns immer sehr. Wenn wir bei einer Email Anfrage mal vergessen hatten dazuzuschreiben dass sie kein Fleisch ist, kochten sie alternativ was anderes als geplant und das mit Freude. Und das Essen war jedes Mal sehr lecker. Wir sahen dabei viele verschiedene Kochbücher aus unterschiedlichen Ländern. Und schon waren wir wieder beim Thema Reisen. Die tollen Gerichte die es auf unserer Erde alle gibt – einfach Wahnsinn.

Viele, viele Begegnungen

Wir nutzten die Gastgeber Listen der Länder USA, Neuseeland, Australien, Indonesien und Indien. Dadurch sind wir insgesamt echt vielen Menschen begegnet. Dabei entstanden Freundschaften und Verabredungen in Deutschland, wenn wir wieder zurück sind, wahnsinnig schöne Gespräche und tolle gemeinsame Mahlzeiten und Ausflüge. Nachfolgend erzählen wir ein paar Beispiele von Zusammentreffen mit Servas Mitgliedern:

Melbourne, Australien

In Australien angekommen, wollten wir mit SERVAS- Mitgliedern Silvester feiern. Als wir ankamen stellten wir direkt fest… Ooops, die sind etwas älter und werden wohl garantiert kein Silvester mit uns feiern. Aber abwarten. Durch lange, schöne, ausgiebige und witzige Gespräche lernten wir uns allmählich etwas kennen. Es hat sich für mich (David) angefühlt, wie bei meinen Großeltern. Wir wurden richtig schön bekocht, es wurde sich um uns gesorgt, mit Mahlzeiten und Getränken. Immer mal wieder die Nachfrage ob ich auch wirklich genug gegessen habe und satt bin, erweckten schöne Erinnerungen. Dann noch immer die Bemerkung wie groß ich doch bin.. Eben wie bei Oma und Opa. Eine große Hilfe waren uns die beiden auch beim Überlegen, wie man in Australien reisen könnte. Während des Mittags hatten wir auch mal die Möglichkeit in den schönen großen Garten zu sitzen und dort weiter zu überlegen. Verschiedene Versionen entstanden, und jede einzelne haben wir mit den beiden geteilt.

» Weitere Begegnungen in Sunbury

Während unseres Aufenthalts hier, lernten wir auch andere Menschen kennen, die zu deren Familie gehören. Auch mit ihnen hatten wir die Möglichkeit unsere Ideen zu besprechen und so erzählten wir von unserer tollen Erfahrung vom Trampen und dass wir das gerne auch hier machen würden. Leider waren die Antworten alles andere als schön. Sagen wir es so… Es wurde uns sehr empfohlen, es nicht zu tun. Und so änderte auch dies wieder einige unserer Gedanken zu Australien und unserer Idee zu reisen.

Melbourne, Australien

Eine weitere Begegnung über Servas hatten wir in einem weiteren Stadtteil von Melbourne. Relativ nah vom Stadtzentrum Melbourne wohnt eine Frau die schon seit einiger Zeit Mitglied bei Servas ist und selbst schon viel mit Servas unterwegs war und sich freute uns aufzunehmen. Ganz begeistert zeigte sie uns einen Supermarkt in dem sie selbst sehr gerne einkaufen geht, weil es dort ganz viele tolle Leckereien gibt. Alles mögliche an Gewürzen, selbstgemachte Pizzen und Pizzabrötchen, Dips und so vieles mehr. Allein die kleine Auswahl, die wir probieren konnten, war sehr lecker. Oasis, so heißt das Geschäft, verkauft Produkte aus dem mittleren Osten. Wir haben uns eine Sucuk Pizza und Falafeln gegönnt.

» Planänderungen…

Nach dem gemeinsamen Abendessen verbrachten wir wieder einige Zeit damit, zu überlegen, wie wir nun hier reisen wollen. Nach ein paar Stunden Schlaf und weiteren Gesprächen mit unserer Gastgeberin hatten wir eine Lösung. Aber wir gingen erst in die Stadt, mit dem Tipp, uns eine Auszeit im schönen Garten zu nehmen und machten es uns auf einer Wiese gemütlich.

» Etwas Arbeit für Zwischendurch

Unsere Gastgeberin erzählte uns davon, dass sie am nächsten Morgen Besuch von ihrer Schwester bekäme und mit ihr zusammen ihre Garage entrümpeln wolle. Wir boten sofort unsere Hilfe an. Es war so schön nach all dem „Nicht-Arbeiten“, mal wieder etwas zu tun, was man Zuhause doch auch eher selten tun mag. Wir halfen die Einfahrt etwas aufzuräumen und räumten auch etwas die Garage aus. Zu guter Letzt mähten wir noch ihren Rasen. Für all die Gastfreundlichkeit war das doch das mindeste, was wir tun konnten. Und uns hat es auch gut getan.

Beim Grampians Nationalpark, Australien

Eine sehr schöne Begegnung hatten wir nur wenige Tage. Hier lebt ein Paar in der Nähe des Grampians Nationalpark. Unser Ziel war es, mit ihnen einen Ausflug dorthin zu unternehmen. Leider hatte sich die Frau zuletzt am Knöchel verletzt, sodass sie uns nicht begleiten konnte. Glücklicherweise begleitete uns ihr Mann. Zusammen wanderten wir den Pinnacles Weg hoch zu einem Aussichtspunkt. Auf dem Rückweg entdeckten wir gemeinsam einen neuen Fleck, den er nach mehreren Malen Wandern hier zum ersten Mal sah. Dieser Moment war schön, denn er wirkte sehr glücklich in diesem Moment. Wir ließen uns hier fotografieren und gingen den Rest zurück zum Parkplatz.

Am Abend hatten wir schöne Gespräche miteinander. Wir haben uns sehr gut verstanden und haben die Zeit mit ihnen sehr genossen.

Auf Bali

Leider waren die Servas Mitglieder hier nicht so sehr interessiert an uns aber trotzdem haben wir uns wohl gefühlt. Etwas abgelegen vom Touristenleben, lebt die Familie hier in einem kleinen Dorf im ländlichen Gebiet. Die Enkel-Kinder haben extrem gefremdelt und waren daher sehr distanziert. Das war für uns als Erzieher ja bekannt, aber etwas extrem in diesem Fall. Mit unserer hellen Hautfarbe und den blauen Augen kamen sie wohl schlecht zurecht. Und in dem Dorf wo sie wohnen, sieht man solche Wesen wie uns, nur sehr sehr selten. Dafür umso aufgeschlossener waren die Servas Mitglieder, deren Tochter und Schwiegersohn. Endlich mal jemand der nicht nur wegen des Geldes an uns interessiert war. Es tat gut nach der langen Zeit mit vielen Einheimischen die sich nur fürs Geld für uns interessieren und Preise um das 10fache anschlagen. Die Gespräche waren oft leider nur sehr simpel, aber doch interessant. Wir hatten viele Freiräume, die wir auch gerne genutzt haben. Jedoch fanden wir es zu viel dafür dass wir bei Servas zuhause waren. Wir hätten gerne noch weitere Gespräche geführt, aber irgendwie hat es scheinbar nicht so gut gepasst. Kommt auch mal vor.

In den USA

Wir haben Freundschaften geschlossen. In Oakland haben wir zwei super nette Menschen kennengelernt. Wir waren so sehr willkommen, das können wir noch heute kaum glauben, wie sehr. Die Begrüßung war, als würden wir uns schon ewig kennen. Mit einer offenen Umarmung wurden wir empfangen und hinein gebeten. Sofort wurde uns etwas zu trinken angeboten und wir kamen ins Gespräch. Unser englisch war zu der Zeit noch nicht ganz so überwältigend, aber unsere Gastgeberin hat das nicht gestört. Sie fand es toll und forderte uns viel zum sprechen. Sie machte uns Mut, es zu lernen, viel zu sprechen und dadurch auch Fehler zu machen. Durch Fehler lernt man. Wir hatten super schöne Tage mit ihr und ihrer Tochter, die wir garantiert nie vergessen werden. Wir warten nur darauf, dass die beiden mal nach Deutschland oder sonst wo in Europa kommen. Das wäre richtig schön.

Auf Hawaii

Auf Maui gab es zum Zeitpunkt nur einen Gastgeber. Diesen schrieben wir natürlich direkt an. Er antwortete, dass er leider selbst gerade auf reisen ist, er uns aber eine andere nette Familie empfehlen kann, die selbst Reisende bei Servas sind. Sie seien zwar noch keine Mitglieder als Gastgeber, aber wollen es werden. Das Angebot nahmen wir natürlich direkt an und am Flughafen wurden wir mit unseren Namen auf einem Pappkarton erwartet. Das war sooo schön. Wir wurden in deren zuhause gebracht bekamen etwas zu trinken und wir sprachen wie immer über unsere Reise, deren und unsere Erfahrungen Usw. Es war echt schön. Abends gingen wir zusammen zu einer Ukulele Stunde. Hier trafen sich einige Einheimische zum gemeinsamen Singen und Ukulele spielen lernen. Am nächsten Tag machten wir zusammen eine Wanderung auf den Haleakala Vulkan und lernten dabei eine super nette Freundin von ihnen kennen.

Diese Freundin nahm uns danach fast zwei Wochen bei sich auf. Wir hatten wirklich Glück!

Vertrauen

Während unserer neunmonatigen Reise hatten wir noch viele Begegnungen mit anderen Mitgliedern und fanden es einfach toll, mit welchem Vertrauen wir immer wieder aufgenommen wurden. Wir wurden empfangen und kurz darauf alleine gelassen weil derjenige arbeiten gehen musste. Es wurden uns Fahrräder ausgeliehen um in die Stadt zu fahren. Wir durften das ganze Interior nutzen wie Zuhause usw… Sachen die so selbstverständlich klingen, in uns aber großen Respekt wecken. Es läuft so viel blödes in der Welt, dagegen ist es so schön mit so viel Vertrauen empfangen zu werden und zu spüren, wie man selbst offener wird.

Ein einzigartiges Beispiel möchte ich an dieser Stelle noch erwähnen. Wir versuchten auch unser Glück bei Couchsurfing. Leider hörten wir anschließend oft negatives darüber und sind daher sehr glücklich mit Servas.

Unsere erste und bisher einzige Erfahrung mit Couchsurfing war in Honolulu. Auch für unseren Gastgeber waren wir die ersten Besucher. Er überlies uns sozusagen seine ganze Wohnung, die er gerade erst bezogen hatte. Er hatte ein wahnsinnig großes Vertrauen. Wir bekamen Tipps was wir tun könnten, was wir anschauen könnten, wo wir essen gehen können Usw. Er nahm uns am nächsten Morgen mit zum Paddelboarding und überlies uns seine zwei Bretter zum testen solange er arbeiten ging. Anschließend nahm er uns in seiner Mittagspause mit zum Mittagessen und lud uns dazu sogar ein. Wahnsinn. Ich wüsste nicht, ob ich ein solches Vertrauen schenken könnte.

„Raum ist in der kleinsten Hütte…“ (Schiller)

Mit diesem Betreff trudelte Ende November 2017 eine Mail in unser Postfach ein. Es war die Frage ob wir selbst Gastgeber werden möchten. Wir denken schon seit den ersten Begegnungen darüber nach. Wir sind jedoch bei all unseren Gastgebern auf viel Raum untergekommen. Ob in den USA, auf Hawaii, in Neuseeland oder Australien und sogar auf Bali, waren wir bei Menschen zu Gast, die ALLE ein eigenes Haus besaßen.

Bei dem Gedanken, selbst Gastgeber zu werden, kommt es uns komisch vor, nur unsere Couch in mitten des Wohnraums zu bieten und kein extra Zimmer. Wir sprachen auch mit unseren Gastgebern darüber und sie sagten das sei doch kein Problem. Es gäbe viele Gastgeber die nur ihre Couch anbieten können, da sie nur eine kleine Wohnung haben. Und vor allem geht es ja auch nicht um die Größe des Raums, sondern um die Begegnung mit anderen Menschen und Kulturen. Um auf das Zitat von Schiller zurück zu kommen: auch in der kleinsten Hütte ist Raum für Begegnung. Wir werden uns definitiv anmelden mit dem Zusatz „want more visitors!“ und hoffen auf viele neugierige Besucher, die sich bei uns Zuhause fühlen dürfen.

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