Heute in Teil 3 schreibe ich über unsere Reise nach Odisha und zurück nach Kolkata. Wir haben ein Waisenhaus besucht, welches uns zuvor empfohlen wurde zu besuchen. Sie würden sich über Hilfe immer sehr freuen, aber was mit Hilfe eigentlich gemeint war, ist ein anderes Thema. Lies einfach selbst, wie sich das weiter entwickelt hat und mit welchen Gedanken wir wieder zurück nach Kolkata fuhren.

Die Reise nach Odisha

Am nächsten morgen ging es erst mal zum Zug der uns etwas in den Süden bringen sollte. Surajit, von airbnb, hat uns empfohlen, zu einem Bekannten von ihm zu fahren. Also machten wir das doch mal. Und so landeten wir nach 7 Stunden Zugfahrt und einer halben mit dem Auto bei einem Pfarrer und seiner Familie. Er leitet ein Waisenhaus, weshalb wir hier her gekommen sind um es und anzusehen. Angeblich suchen sie händeringend Geld um den Kindern ihre Unterkunft am Leben zu halten. Aber das ganze wurde doch noch sehr kurios. Vor der ersten Mahlzeit wurden wir gefragt was wir gerne essen mögen. Wir haben geäußert dass wir keine besonderen Wünsche haben und uns nach ihnen richten wollen. Sie sollen nicht extra für uns kochen, sondern das, was sie sowieso kochen würden. Auch beim Trinken sagten wir, wir trinken nur Wasser. Keine Cola, kein Saft. Was erwartet man nach diesen Sätzen? Genau, dass eben genau das nicht gemacht wurde, wie wir es uns gewünscht haben. Und das obwohl sie uns nach unseren Wünschen fragten… wir bekamen also extra gekochtes essen und Saft. Als wir beim Essen klarstellten dass wir doch vorhin unseren Wunsch äußerten und meinten wir wollen keinen Saft, wurden wir nur komisch angeguckt und es wurde alles bejaht. Beim nächsten essen das gleiche wieder… Und so zog sich das die vollen fünf Tage durch! Wir sagten immer wieder dass wir das nicht brauchen. Irgendwann gaben wir auf.

Auf dem Weg zum Waisenhaus

Als es dann soweit war, dass wir zum Waisenhaus fuhren (welches 5 Stunden entfernt lag), fragten wir nach einem Zimmer mit Klimaanlage und wollten auch mehr dafür bezahlen. Leider wurde uns dieser Wunsch dann nicht erfüllt obwohl die Möglichkeit bestand. Wir wollten bei all dem Unwillen Gefühl nur eine Nacht bleiben und an zwei Tagen das Waisenhaus besuchen. Der Gedanke wurde uns versucht auszureden, aber wir blieben standhaft. Wir laßen zuvor, dass die Unterkunft Geld verlangt wenn man erst am Nachmittag auscheckt. Ist ja normal. Aber der liebe Pfarrer sagte, nein er würde das klären, er kenne die Leute. Natürlich haben wir drauf zahlen müssen, als wir am Nachmittag ausgecheckt haben. Der Pfarrer hat gezahlt, insofern sein Problem. Und wenn nicht, das hätte er bezahlen dürfen.

Kurios?

Ja was ist kurios?! Er sprach immer wieder davon wie wenig Geld er doch habe und Angst dass das Waisenhaus nicht bezahlt werden kann. Er drückte beim verabschieden von den Kindern sogar auf die Tränendrüse.. Das Gespräch mit dem Geld kam sehr sehr oft. Was uns ziemlich genervt hat. Bei all dem was extra für uns gemacht wurde und wie oft es ums Geld ging, da weiß man doch, was von uns erwartet wird. GELD natürlich. Keinen einzigen Cent haben wir gespendet. Wir haben Hefte, Stifte, Wasserfarben, Papier und Bälle gekauft, welche wir den Kindern geschenkt haben. Nicht einmal ein Dankeschön gab es dafür. Die Kinder wurden aufgefordert Danke zu sagen, aber der Pfarrer gab kein Anzeichen. Was wir am Ende bezahlt haben, war die Unterkunft beim Waisenhaus (ohne Mittagszuschlag), die Mahlzeiten, die Transportkosten, keine Säfte und kein extra essen. Denn offenbar haben sie ja Geld. Unser Bauchgefühl sprach immer wieder zu uns und sagte bloß kein Geld geben. Das was wir an Geld hinterlassen haben, war um die Kosten für uns zu decken, für nichts mehr und nichts weniger. Leider haben wir bis heute auch kein Dankeschön dafür erhalten… Also haben wir wohl alles richtig gemacht. Kurios gut erklärt? Hoffe doch.

Das Waisenhaus in Odisha

Wir wurden herzlich empfangen mit Gesang und Instrumenten. Danach spielten wir mit den Kindern. Es waren Ferien. Daher hatten die Kinder den ganzen Tag Zeit. In der Ferienzeit ist es allerdings normalerweise üblich, dass die Kinder in ihr Heimatdorf gebracht werden. Irgendjemand meinte zu uns, dass sie extra für uns zurück gebracht wurden, was wir sehr traurig finden. Schon wieder etwas kurioses. Das spielen machte uns Spaß, forderte uns aber auch sehr nach all dem nicht-arbeiten. Die Verständigung war schwer, denn kein Kind sprach englisch. Am nächsten Tag machten wir ein Angebot und zwar freies malen. Interessant fanden wir, was die Kinder malten. Und zwar im Prinzip alle das gleiche… und die einzelnen Objekte genau gleichaussehend. Das nennen wir „Schule“. Man lernt wie was zu sein hat. Nun hängen Bilder an einer großen Wand so eins dem anderen gleicht fast so wie mein linker Schuh dem rechten. Ein, zwei Kinder waren dabei, die viel eigene Fantasie haben und das auf Papier brachten. Sehr gut. Immerhin.

Regeln mit Mülltrennung und -Entsorgung

Die Frage mit dem Müll, was ihnen beigebracht wird, wurde uns folgendermaßen beantwortet. Sie bringen ihnen bei, den Müll an einem bestimmten Ort getrennt zu sammeln. Unsere Frage kam auf, als wir links und rechts vom Haus große Berge und flächendeckend Müll sahen. Das scheint der „bestimmte Ort“ zu sein. Aber angeblich sei das nicht von ihnen… Das kann man nun glauben oder sein lassen. Auf dem Rückweg vom Waisenhaus zum Pfarrer nach Hause hielten wir an um etwas trinken zu kaufen. Als die Plastikbecher mit Saft von ihm und seiner Frau ausgetrunken waren, wurde das Fenster geöffnet und dieser Becher hindurch geworfen. Auf unsere Frage warum sie das machten, kam nur ein dummes lachen und die Aussage: „Indian way.“ Es hat uns gereicht mit ihnen zusammen zu sein. Eine Nacht noch und dann verließen wir die Familie zurück nach Kolkata.

Das Wiedersehen mit dem Servas Gastgeber

Als wir morgens in Kolkata ankamen hat unser Gastgeber von Servas wieder angerufen und war sehr enttäuscht als wir sagten wir gehen nicht zu ihm sondern zu unserem Freund vom ersten Airbnb in Indien. Wir schlugen vor, uns mit ihm am nächsten Tag zu treffen. Und das taten wir auch. Wir trafen uns auf einer riesigen Tempelanlage. Dort sahen wir uns die Tempel an und bekamen dann in einer riesigen Halle für eine kleine Spende, etwas zu essen. Nicht etwas, ganz viel sogar, wenn man wollte. In unserem Indien Video wird das zu sehen sein. Debo, unser Gastgeber fragte uns, ob wir denn seine sms erhalten hätten. Wir sagten nein. Er sendete sie noch einmal. Scheinbar war sie ihm sehr wichtig. Beim ersten Treffen sprach er von seinen Erlebnissen vom reisen über 10 Jahre mit seinem Fahrrad um die Welt. Nun hätte er die Chance mit vielen Menschen auf einmal zusammen zu treffen und seine Geschichte zu erzählen und andere zu hören. Er möchte auf ein internationales Servas treffen in Südkorea, hat aber kein Geld dafür. Er fragt um Unterstützung vom Staat, die er damals erhielt um 10 Jahre zu reisen. Bekommt aber noch keine Antwort. In der sms geht es doch tatsächlich noch einmal darum. Aber später mehr dazu.

Ein weiterer Tempel in Kolkata

Nach dem großen Mittagessen fuhren wir mit der Fähre über den Ganges zu einem anderen Tempel. Diesen haben wir uns angesehen und liefen danach durch eine Straße in der eine Menge armer Menschen saß. Es tut weh das zu sehen. Zu fühlen wie gut es einem selbst doch geht und das zu sehen… Ein Junge stand auf und hob seine geöffnete Hand vor uns. Er begleitete uns eine Weile. Vanessa wollte ihm etwas zu essen kaufen. Doch währenddessen kamen noch andere Kinder zu mir. Debo fragte was Vanessa tun wollte. Ich sagte ihm dass sie etwas zu essen kaufen wolle. Er ging zu ihr und sprach es ihr aus. Sie fand sowieso nichts. Es waren einfach zu viele… Was tun, wenn man einem etwas gibt? Was ist mit den anderen? Wir suchten einen schnellen Weg dort raus und wurden noch eine Weile begleitet. Wir hatten genug. Wollten gehen. Verabschiedeten uns und stiegen in den Bus. Puh..

Zurück zur Nachricht wegen des Servas Treffens

Dann war da die SMS von Debo. Er sagte in der sms wir sollten doch lieber bei ihm schlafen und ihm das Geld geben, damit er die Chance hat, nach südkorea zu fliegen. Im weiteren Verlauf der SMS würde es jedoch noch richtig dreist. Er hatte den Einfall dass ihm doch mindestens 20 Deutsche à 150€ überweisen könnten, damit er auf 3000€ kommt um sich die Reise dorthin zu finanzieren. Punkt. Wer sind wir nochmal? Millionäre? Nö, eigentlich ja nicht. Und wie war das mit all den armen Menschen auf der Straße? 3000€ für eine Person, und kein Essen für einen Obdachlosen? Natürlich wünsche ich ihm sehr, dass er die Chance bekommt dorthin zu reisen, aber einfach so für seinen Spaß Geld zu spenden, finde ich nicht gut. Vor allem in dieser Höhe. Wahnsinn. Er geht ja sogar arbeiten und könnte Geld sparen. Er arbeitet für den Staat, was hierzulande normalerweise nicht schlecht bezahlt ist. Wir haben schließlich auch für unsere Reise sparen müssen.


Das wird uns einfach zu viel. Diese vorgespielte Armut des Pfarrers, der Reisewunsch von Debo und die vielen Obdachlosen hungrigen… Wir verlassen nach zwei Tagen Kolkata und fahren in die Berge. Wohin? Das folgt in Teil 4.

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